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Aus Spaß wurde Ernst...

Ernst Beyeler war Mitbegründer der Art Basel und war einer der wichtigsten Persönlichkeiten im Kunsthandel



Georg Baselitz Art Basel 2023 © Alexander Palacios
Georg Baselitz Art basel 2023

Diesen Spruch kennen viele von uns und als Künstler möchte ich damit auf gesellschaftliche Themen aufmerksam machen.

Vor allem in unserer westlichen Welt hat sich ein bedauerlicher Trend entwickelt, der alles Wertvolle, die Liebe, das Kreative und Inspirierende zu einem Investment macht. Es scheint, als ob Kunst zu nichts anderem mehr dient als der Geld- und Goldmacherei. Bedarf und Nachfrage würde der Manager jetzt sagen.


Jetzt haben wir Juni 2023 und die Art Basel findet unter traumhaften Wetter in Basel und der Umgebung statt.

Basel zeigt sich während der Art Basel von seiner schönsten Seite und blüht richtig auf, es ist bunt, die Restaurants sind gefüllt, das Angebot in der Stadt ist gross und neben den verschiedenen Kunstmessen Volta, Art Basel, Liste, Photo und vielen mehr, sind sicherlich auch die Menschen, die aus aller Welt kommen spannend zu beobachten.


Als Künstler allerdings betrachte ich mit zunehmender Traurigkeit die Entwicklung der Art Basel und dem ganzen drumherum. Kunst sollte doch flexibel, offen, inspirierend, voller Leidenschaft sein und zum nachdenken anregen. Doch meiner Meinung nach wird die Kunst vergewaltigt und nur noch als Vorhang benutzt, um ein riesiges Macht- und Geldkonstrukt zu vermehren. Es geht um Millionen von Dollar, Schweizer Franken, Euro, Crypto oder sonstige Währungen. 2.5, 5 Million das sind Zahlen die mal schnell in den Raum geworfen werden, so wie ein alter Herr neben mir, mit seinen jüngeren Beratern. Die Objekte, die in der Kunstwelt verkauft werden, mögen einen gewissen materiellen und kunsthistorischen Wert haben, allerdings aus meiner Sicht verfehlen sie den gesellschaftlichen eigentlichen Wert. Das bestätigt auch teils der Umgang damit, "wenn es doch so wertvolle Werke unserer Geschichte sind, dann müsste es ein Verbot geben, diese in Zollfreilager aufzubewaren und diese wie Aktien zu halten und nur als Invest anzusehen oder?" Verstehen Sie mich nicht falsch, ich wünsche jedem wirtschaftlichen Erfolg und kann verstehen wenn man spekulieren möchte aber alles was Extrem wird ist nicht gut für eine Gesellschaft und Kunst hat nur einen Wert wenn sie sichtbar ist, sie hilft uns als Mensch und Geselschaft besser zu verstehen. Sicherlich würde sich keiner der verstorbenen Künstler wünschen, dass seine Arbeit in einem "hermetisch" abgesperrten Raum endet!


Wenn auf Kunst nicht spekuliert werden könnte, wäre sie dann so ein Erfolgsprodukt was glauben Sie?


Die Entfremdung der Kunst, einst ein Medium der Selbstexpression und des kreativen Ausdrucks, wird immer mehr zu einem Mittel, um Profit zu erzielen. Die Kunstwelt ist zu einem Spielfeld der Dekadenz geworden, in dem die Künstler selbst oft an den Rand gedrängt werden, viele können sich wohl nicht einmal einen Eintritt für die Art Basel leisten. Statt unsere Ideen frei zu verwirklichen, werden wir von kommerziellen Interessen kontrolliert. Diejenigen, die über genügend Geld verfügen, bestimmen, was als wertvoll und bedeutsam angesehen wird. Diese Verfremdung der Kunst hat dazu geführt, dass die ursprüngliche Essenz und Leidenschaft verloren gegangen sind. Und wie bei allem in der Geschichte der Menschheit, bestimmt die breite Masse und viele laufen hinterher. Hierzu könnte ich unzählige Beispiele nennen doch jeder würde sagen: "Nein ich doch nicht"



Richard Avedon Art Basel Unlimited 2023 © Alexander Palacios
Richard Avedon Art Basel Unlimited


Ähnlich wie bei der Kunst ist es auch mit Wohnraum und Stadtvierteln sie werden zu einem Spielball des Kommerzes. Die Künstler, die in diesen Vierteln aufgewachsen sind und lebten um ihre Kunstwerke entstehen zu lassen, die aus Leid, Hoffnung und dem einzigartigen Charme des Viertels geboren wurden, werden von der Oberschicht entdeckt und "Occupied". Plötzlich werden diese Viertel als "cool" und "hip" betrachtet, weil sie den urbanen Charme besitzen, den die Eliten suchen, der in ihrer zu perfekten Welt fehlt.

Doch anstatt die Bewohner und Macher zu würdigen und zu unterstützen, werden sie verdrängt und ihre Identität ausgelöscht, da sie sich keine Räumlichkeiten mehr leisten können. Diese Dekadenz zeigt sich deutlich in der Art und Weise, wie Menschen versuchen, sich von ihrer Schuld freizukaufen, indem sie Wohltätigkeitsorganisationen / Stiftungen gründen, in die Beichte gehen oder oberflächliche Aktivismus-Handlungen durchführen. Ein System wie eine Demokratie kann nur in einem Miteinander bestehen. Ein Schiff ist dem Untergang geweiht wenn die Kameraden nicht zusammen arbeiten.


Es ist leichter ein Kunstwerk für 1 Million $ zu verkaufen als für 10 000 $



Die Dekadenz, in der wir leben, ist eine traurige Realität. Diejenigen, die jenseits von Emotionen leben, betrachten Kunst wohl nur noch als Statussymbol, Möglichkeiten und irgendwelche Zahlen um ihre eigenen Machtstrukturen aufrechtzuerhalten? Doch der eigentliche Wert dieser Dinge geht in dieser Denkweise verloren. Es ist ein Prozess, bei dem die ursprünglichen Schöpfer mit ihrem Schaffen entfremdet werden, während der wirtschaftliche Aspekt die Oberhand gewinnt.


Es ist an der Zeit, diesen bedauerlichen Trend zu erkennen und anzugehen. Wir sollten den Wert von Kunst und inspirierenden Lebensräumen mehr wert schätzen und vor allem die verschiedenen Schicksale, die jeder einzelne Mensch im positiven wie im negativen durchlebt. Nur gegenseitig und miteinander können wir uns bereichern und inspirieren und als Gesellschaft wachsen.


Liebe Grüsse

Alexander Palacios

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