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Meine Gedanken zur Kunstwelt

Die Art Basel gilt als eine der wichtigsten Kunstmessen weltweit und ich freue mich jedes Jahr aufs Neue. Jedes Jahr strömen Tausende von Besuchern aus aller Welt nach Basel, um die neuesten Werke der renommiertesten Künstler der Welt zu bewundern und zu erwerben. Doch die Entstehungsgeschichte dieser Veranstaltung ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint.


David LaChapelle Exhibition Italien © Alexander Palacios
David LaChapelle

Als Künstler kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es unglaublich schwierig ist, an der Art Basel teilzunehmen. Die Kunstwelt ist hart umkämpft und es gibt viele politische und wirtschaftliche Interessen im Spiel, die den Wettbewerb um einen Platz auf der Messe noch intensiver machen.


Die Geschichte der Art Basel beginnt im Jahr 1970, als eine Gruppe von Galeristen beschloss, eine Messe für zeitgenössische Kunst zu gründen. Die Idee war es, eine Plattform zu schaffen, auf der Galeristen aus der ganzen Welt ihre Künstler präsentieren konnten. Die erste Art Basel fand im Jahr 1970 statt und war ein großer Erfolg. Seitdem hat sich die Messe zu einem der wichtigsten Ereignisse in der Kunstwelt und in Basel entwickelt.


Als Künstler träume ich davon, an der Art Basel teilzunehmen, um meine Werke einem internationalen Publikum zu präsentieren und neue Kontakte zu knüpfen. Doch leider ist es für mich und viele andere Künstler extrem schwierig, angenommen zu werden. Bis Dato wurden meine Werke aber schon auf der Volta und der Photo Basel gezeigt.


Die Kunstwelt ist ein hart umkämpftes Terrain, das von Galerien, Kunsthistorikern, Experten und Kunsthändlern beherrscht wird. Diese Institutionen haben oft starke wirtschaftliche Interessen im Spiel, was bedeutet, dass sie nur bestimmte Künstler fördern und präsentieren, die ihnen eine hohe Rendite bringen. Als unabhängiger Künstler ist es schwer, gegen die finanziellen und politischen Interessen der Galerien anzukämpfen, hier braucht es die Unterstützung von Sammlern und Kunstinteressierten.


Als Künstler bin ich darauf angewiesen, mich selbst zu vermarkten und meine Werke auf verschiedenen Plattformen zu präsentieren um eine Resonanz bei meinem Publikum zu erzeugen. Doch dies wird von vielen Galerien und Kunsthändlern nicht gerne gesehen. Sie betrachten unabhängige Künstler oft als Konkurrenz und wollen ihre eigenen Künstler in den Vordergrund stellen oder sehen keine Zukunft in ihnen.


Kunst ist doch der Inbegriff von Freigeist, oder?

In Wirklichkeit allerdings total Konservativ.


Es ist daher sehr frustrierend zu sehen, wie sehr die Kunstwelt von wirtschaftlichen und politischen Interessen beherrscht wird. Die Art Basel mag ein großartiges Ereignis sein, aber für viele unabhängige Künstler wie mich bleibt es ein unerreichbares Ziel. Auch für kleine Galerien ist es schwer sich zu zeigen, da sie vom Markt verdrängt werden oder nicht über die finanziellen Mitteln verfügen. Gleichzeitig springen Immer mehr Menschen auf den Zug der Kunstbranche auf, nicht wegen der Kunst an sich, sondern wegen der vermeintlichen Vorteile und Chancen, die damit verbunden sind. 2010 mit 28 Jahren habe ich meine erste Ausstellung gemacht seitdem spriessen Agenten, Galeristen und Künstler förmlich aus dem Boden und die Frage stellt sich, ob sie wirklich aus Liebe zur Kunst handeln oder ob sie von anderen Beweggründen geleitet werden.


Es ist wichtig, dass die Kunstwelt mehr Raum für unabhängige Künstler und Galerien schafft und nicht nur auf wirtschaftliche Interessen ausgerichtet ist. Nur so kann die Vielfalt und Kreativität in der Kunstwelt erhalten bleiben.

Gerne füge ich noch Zitate von Wolfgang Beltracchi hinzu, einem bekannten deutschen Kunstfälscher, der durch seine kriminelle Tätigkeit Einblicke in die dunklen Seiten der Kunstwelt erhalten hat. Beltracchi hat in Interviews und in seinem Buch "Selbstporträt" über die fragwürdigen Praktiken der Kunstwelt gesprochen.

Er sagte einmal: "Es gibt keine Kunstwelt, es gibt eine Geldwelt, die Kunst für sich nutzt." Mit dieser Aussage bringt Beltracchi zum Ausdruck, dass in der Kunstwelt oft wirtschaftliche Interessen über die künstlerischen Aspekte dominieren.


Beltracchi: " Es ist leichter ein Bild für 100 000 als für 10 000 zu verkaufen"


Beltracchi kritisiert auch die Rolle der Auktionshäuser Christie's und Sotheby's, die für die Versteigerung von Kunstwerken verantwortlich sind. Er behauptet, dass diese Unternehmen häufig die Preise für Kunstwerke manipulieren, um höhere Gewinne zu erzielen. In seinem Buch schreibt er: "Ich habe beobachtet, wie Auktionen manipuliert wurden. Die Preise sind oft viel zu hoch, und es gibt eine Menge Tricks, um sie hochzuhalten."

Diese Kritik an den Auktionshäusern wird auch von den Medien aufgegriffen. Im Jahr 2019 berichtete der Guardian über einen Skandal bei Sotheby's, bei dem ein chinesisches Unternehmen überhöhte Gebote für Kunstwerke abgab, um den Preis künstlich in die Höhe zu treiben. Dies zeigt, dass die Kunstwelt von korrupten Praktiken und fragwürdigen Interessen durchdrungen ist.



Art Basel Messegelände Innenhof © Alexander Palacios
Art Basel

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Kunstwelt ein hart umkämpftes Terrain ist, das von wirtschaftlichen und politischen Interessen geprägt ist. Für unabhängige Künstler wie mich ist es schwer, gegen diese Interessen anzukämpfen und sich in der Kunstwelt zu etablieren. Doch es ist wichtig, dass die Kunstwelt mehr Raum für kreative Vielfalt schafft und sich nicht nur auf finanzielle Gewinne konzentriert.


Es gab in der Kunstwelt bereits einige Galerien oder Kunsthändler die durch Skandale oder umstrittene Geschäftspraktiken aufgefallen sind. Einige Beispiele dafür sind:

  • Knoedler Gallery: Die renommierte New Yorker Galerie musste 2011 schließen, nachdem bekannt wurde, dass sie gefälschte Kunstwerke verkauft hatte, darunter Gemälde von Jackson Pollock und Mark Rothko.

  • Gagosian Gallery: Die Galerie des einflussreichen New Yorker Kunstdealers Larry Gagosian geriet in den letzten Jahren mehrfach in die Kritik. Zum Beispiel wurde ihr vorgeworfen, Steuern in Millionenhöhe zu hinterziehen und die Preise für Kunstwerke künstlich zu erhöhen.

  • Im Jahr 2014 wurde der deutsche Kunsthändler Helge Achenbach wegen Betrugs und Unterschlagung verhaftet. Er hatte im Auftrag der Aldi-Erben Kunstwerke eingekauft, aber seine Rechnungen manipuliert und den Albrecht-Brüdern dadurch mehrere Millionen Euro gestohlen. Achenbach wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und der Skandal führte zu einer breiteren Debatte über die Macht von Sammlern und die Rolle von Kunstberatern.

  • Die Yves Bouvier- und Dmitry Rybolovlev-Affäre: Yves Bouvier, ein Schweizer Kunstagent, wurde beschuldigt, den russischen Milliardär Dmitry Rybolovlev um Millionenbeträge betrogen zu haben, indem er ihm überteuerte Kunstwerke verkauft hatte. Der Skandal umfasst eine Reihe von Auktionen und Transaktionen, die sich über mehrere Jahre hinzogen und einige der teuersten Kunstwerke der Welt betrafen, darunter Werke von Leonardo da Vinci und Gustav Klimt.

Solche Skandale zeigen, dass die Kunstwelt auch mit ethischen Fragen und Problemen zu kämpfen hat, und dass es wichtig ist, als Künstler und Kunstliebhaber kritisch zu bleiben und nicht alles einfach zu akzeptieren.


Das stimmt, denn letztendlich ist Kunst immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und der subjektiven Wahrnehmung. Viele Menschen verlassen sich jedoch ausschließlich auf die Meinung von Galeristen, Auktionshäusern und Expertenmeinungen, wenn es um den Wert von Kunstwerken geht. Dabei kann es passieren, dass eine bestimmte Art von Kunstwerken bevorzugt wird, während andere vernachlässigt werden, obwohl sie künstlerisch genauso wertvoll sein können.


Als Künstler empfinde ich es als wichtig, dass Menschen wieder mehr auf ihren eigenen Geschmack und ihr Bauchgefühl vertrauen, wenn es um die Kunst geht. Nur so kann sich ein breites Spektrum an kreativen Ausdrucksformen entwickeln und auch neuartige Kunstwerke entstehen, die am Ende sowohl künstlerisch als auch wirtschaftlich erfolgreich sind.


Kunst ist Inspiration & Freiheit


Denn Kunst ist mehr als nur ein Investment, sie ist auch ein Ausdruck der menschlichen Seele, der gesellschaftlichen Entwicklung, der Inspiration und der Freiheit. Wenn Menschen wieder mehr vertrauen in sich finden und lernen auf ihr Bauchgefühl zu hören und ihr eigenes Urteil fällen, können sie dazu beitragen, dass sich die Kunstwelt so wie wir als Gesellschaft weiterentwickeln und wir somit als Kollektiv neue Strömungen und Wege entdecken können.


Natürlich ist es wichtig, dass Galeristen und Auktionshäuser weiterhin eine Rolle in der Kunstwelt spielen, aber es sollte auch Raum für unabhängige Künstler und alternative Kunsträume geben, die abseits vom Mainstream agieren und neue kreative Ideen einbringen können. Dafür braucht es Menschen die die Wirtschaftlichen Möglichkeiten haben.


Ich denke, dass die Kunstwelt davon profitieren würde, wenn Menschen wieder mehr auf sich selbst hören und ihren eigenen Geschmack entdecken. Denn nur so kann die Kunstwelt wirklich divers und vielfältig sein und neue Impulse erhalten, die auch wirtschaftlich erfolgreich sein können.


Liebe Grüsse

Alexander Palacios

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