Papua eine Reise in eine noch unberührte Natur Baliem Valley
Es ist jetzt ziemlich genau 1 Jahr her...
Papua ist eine Provinz von Westneuguinea, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea, nicht zu verwechseln mit dem Staat Papua-Neuguinea im Osten der Insel.
In Jayapura von Siprianus in Empfang genommen er arbeitet für Papua Explorer. Jayapura ist eine Küstenstadt im Norden von Papua und gleichzeitig Hauptstadt der Provinz Papua West Neuguinea. Von dort aus geht es mit einem Inlandsflug in das Hochland. Dieser Flug ist bereits ein Abenteuer, da der Flughafen in Wamena nur per Sicht angeflogen werden kann und in einem Tal, dem Baliem Valley, auf ca. 1600 m Höhe liegt umgeben von Bergen und Dschungel. Viele der Buschpiloten in Papua kommen von bekannten Fluggesellschaften aus aller Welt, die auf ein Abenteuer aus sind und sich des Risikos bewusst sind.
So kommt es des öfteren vor, dass vor allem einmotorige Turboprob Maschinen, die meist überladen sind, es nicht über die Hügel schaffen und abstürzen. Die Bedingungen fordern höchste Konzentration und Erfahrung um Mensch und Maschine auch wieder sicher zurück auf den Boden zu bringen. So ist 2 Tage und ca. 1 Woche vor unserer Ankunft jeweils ein Flugzeug mit Passagieren abgestürzt, in beiden Fällen gab es für die Insassen keine Hoffnung.
Unser Flieger war eine Boeing 737 eine der älteren Generation, von aussen mit einem frischen Anstrich versehen, von innen ein über seinen Zenit gebrauchtes Flugzeug. Ich hatte noch nie so viele Insekten in den doppelverglasten Fenstern gesehen, die Inneneinrichtung war verbraucht und gab einem kein sicheres Gefühl für die Reise.
Der Flug ging dann allerdings schnell mit ca. 20 Minuten und die einmalige Aussicht auf das Baliem Valley lenkte die Gedanken von dem technischen Zustand des Fliegers ab.
Wamena ist eine kleine Stadt, in der sich die ganzen Menschen aus dem Baliem Valley treffen. Es ist ein Handelsknotenpunkt und alles, Fahrzeuge, Baumaterial, Gemüse, Tiere, Obst etc., wurde mit dem Flugzeug eingeflogen oder von den Bewohnern über mehrere Kilometer berghoch, bergrunter getragen. Der Baliem ist nicht beschiffbar mit seinen Strömungen, grossen Felsbrocken, Wasserfällen und vielen vielen Windungen, sterben immer wieder Menschen darin.
Die Menschen aus dem Baliem Valley müssen Tagesmärsche zurücklegen, um in der Stadt ihr Gemüse, Obst, Chicken oder Schwein verkaufen zu können und je nachdem den Baliem überqueren. Schuhe tragen nur wenige, man lebt auf nacktem Fuss, und sehr schnell kann es passieren, dass man auf den unbefestigten Pfaden abrutscht und in die Tiefe stürzt, da der Boden durch den Regen aufgeweicht und matschig ist.
Die Sohlen für den rutschigen Untergrund. Shop Bsp.
Einen Flug in die Aussenwelt können sich nur die allerwenigsten leisten, und somit haben sie kaum Kontakt zur Aussenwelt. Nur durch uns Touristen und die Güter, die wir mitbringen, bekommen die Tribes Dani, Lani &Yali aus Baliem Valley mit, dass es noch eine andere Welt gibt. Sie waren früher im Glauben, der Nabel der Welt zu sein. Durch uns Touristen merkten sie, dass sie abgeschnitten davon sind.
Ich habe mich oft gefragt, wie sie sich meine Welt vorstellen.
In der Nähe der Kleinstadt ca. 45 min mit dem Auto je nach Wetter auch 1.5 h Stunden, liegt das Baliem Valley Resort, von dem aus die Touren zu den Dani, Lani oder Yali Tribes gestartet werden können und das somit unser Ausgangspunkt für das Hochland war. Es sind komfortable Bungalows, und man hat schon dort Begegnungen mit den Einheimischen und kann sich gegenseitig „beschnuppern“.
Auch im Baliem Valley kommt es zum Umbruch. Papua wird aus Jakarta geführt, und wie es wieder mal ist, treffen Religion und Kultur aufeinander. Bali z.B. schafft es gut, die verschiedenen Kulturen und Religionen im Land zu verbinden. Es hat Ferientage, Tempel etc. aus allen Religionen. In Papua im Hochland sieht es anders aus, die Menschen dort feiern Feste und schlachten Schweine, und die meisten Stammesmitglieder tragen noch traditionelle Kleidung oder sagen wir einen Hauch von nichts.
Das mag aus unserer westlichen Sichtweise (Facebook sperrt dann schnell mal und reglementiert Accounts) komisch erscheinen, zumal es wettertechnisch auch schnell umschlagen kann. Dort ist es aber normal, und sicherlich werden sie sich fragen, warum wir solche Klamotten tragen?
Jakarta ist es unangenehm, sagen zu müssen, dass die zweitgrösste Insel der Welt (nach Grönland), über die sie "regieren", teils noch Wilde hat, die nackt herumlaufen, ihre eigenen Gesetze haben und Schweinefeste feiern. Jakarta baut Schulen und schickt Leute in die Verwaltungen, die versuchen die kulturellen Unterschiede näher zu bringen, gleichzeitig verblasst dadurch natürlich die Kultur der Dani, Lani, Yali und anderen Stämmen, und es kommt zu Auseinandersetzungen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange Dani, Lani, Yali, Asmat oder Kuruwai Stämme noch so existieren werden, bis auch sie von der westlichen Welt eingeholt werden.
Für die Menschen dort kommt ein Wandel, es ist wie bei uns mit dem digitalen Zeitalter, welches das analoge ablöst.
Aus der westlichen Demokratiebrille betrachtet mag man sich die Frage stellen, wie kann man unter solchen Bedingungen leben? Aber man sollte sich auch fragen, wie kann ich im westlichen System mit zunehmender Digitalisierung, Leistungsdruck und immer mehr psychischen Problemen noch Mensch sein?
In unserem Kapitalismus kennen wir keine Grenzen, die Grenzen sind unser wirtschaftlicher Erfolg. Wer von uns könnte, um Fleisch zu essen, das Tier vorher noch selbst töten, ausweiden und zubereiten? Vor allem danach sich glücklich schätzen, das Glück zu haben, nicht hungern zu müssen und dafür ein Leben geopfert zu haben?
Wir gehen in den Shop kaufen 500gr Fleisch aus dem Wochenangebot und wenns nichts ist, schmeissen wir es sogar fort.
Es gibt klare Hirachien wer welche Stücke erhält!
Frauen haben eine sehr wichtige Rolle. Sie kümmern sich um den Nachwuchs, um die Ernährung und auch Landwirtschaft, sie halten die Familie zusammen.
Rauchen gehört selbst bei der Kindererziehung dazu.
Wie auf dem Bild oben zu sehen ist, eine Frau, der einige Fingerglieder fehlen. Wenn der Mann oder ein männliches Familienmitglied stirbt, trägt die Frau die Verantwortung, ihr wird ein Fingerglied amputiert.
Eine grosse Herausforderung im Hochland ist das Wetter, das sich schnell ändern kann. Sobald die Sonne draussen ist, ist es sehr heiss, bei Bewölkung wird es frisch, fängt es dann noch zu regnen an, ist diese Kombination mit Wind gepaart sehr frisch. Ältere Menschen sterben oft an Lungenentzündung und haben Probleme mit den Bronchien. Der Geruch, der das Baliem Valley beschreibt, ist "geräuchert". Rauch, nicht das Feuer, wird als Wärmequelle genutzt. Die kleinen Häuser, in denen die Menschen leben, sind in 2 Ebenen aufgeteilt, auf dem Grund wird eine Feuerstelle errichtet, und in der 1. Etage, in der sich der Rauch sammelt, geschlafen.
Papua ist ein Land mit einer Riesenvielfalt, die meisten mögen an die Asmat denken, die aus Geschichten als Kannibalen bekannt sind. Jetzt mag man sich bei uns wieder denken, die müssen verrückt sein, aber was machen wir denn alles aufgrund von Religion oder wirtschaftlichem Erfolg! Sind wir besser? Ich würde sagen, wir sind nur anders, und anders sein mag erstmal immer komisch und vielleicht abstossend sein. Aber am Ende sind wir alle Menschen, die ihren Trieben, kulturellem Background und Erfahrungen folgen. Die einen mehr, die anderen weniger, und ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die die Möglichkeit haben, diese Vielfalt an Kulturen und Menschen kennenzulernen.
Allerdings muss ich dafür auch Risiken eingehen und oft Schritte ins Nichts machen und hoffen, dass es am Ende gut ausgeht. Die Wahrscheinlichkeit hier zu sterben ist um ein vielfaches höher als im Autoverkehr bei uns. Die Tribes haben ihre eigenen Gesetze, und oft wie auch bei uns geht es um Geld. Wenn man ihnen nicht wohlgesonnen ist, kann das schnell anders enden. Neben Malaria kann man sich aussuchen, mit dem Flugzeug abzustürzen, sich zu verletzen (Blutvergiftung), bei einem Bergrutsch oder Brückeneinsturz zu verunglücken oder, wenn es schnell geht, durch die Machete eines Stammeshäuptlings, der einen schlechten Tag hatte, nur um ein paar Beispiele zu nennen.
Mein Wunsch ist es, dass diese Geschichte und die Bilder in weiteren Magazinen und Blogs veröffentlicht werden und es Investoren gibt, die meine Arbeit als Fotograf unterstützen, damit ich weitere Bilder von Menschen und Kulturen sammeln kann. Es gibt Situationen, in denen ich Grenzen überschreiten muss und nicht weiss, ob es gut geht. Durch den Verkauf meiner Kunstwerke kann ich das tun, und Sie haben die Möglichkeit, mich darin zu unterstützen und somit auch ein kleiner Teil von Ihnen mit auf Reisen geht.
Hier noch weitere Bilder aus dem wunderbaren Papua und ich verabschiede mich mit einem:
Wawawawawaa.....
Mr. Palacios